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Hauptkonferenz der 26. GFMK in Hannover 2016 TOP 4.1: Leitantrag: Leitbild der GFMK aktueller denn je! Die Wünsche der jungen Generation für ihre geschlechtergerechte Zukunft Beschlüsse

Interner Bereich der GFMK

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Hauptkonferenz der 26. GFMK in Hannover / 15.06.2016 - 16.06.2016

TOP 4.1: Leitantrag: Leitbild der GFMK aktueller denn je! Die Wünsche der jungen Generation für ihre geschlechtergerechte Zukunft

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Beschluss

Erstellt am:
20.06.2016 (10:57:08)
1. Leitbild der GFMK für eine geschlechtergerechte Gesellschaft
Die 21. GFMK hatte sich 2011 in Kiel auf ein gemeinsames Leitbild für eine geschlechtergerechte Gesellschaft verständigt. Es entspricht dem Bild, das in dem gutachten zum Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung formuliert wurde. Es hat folgende Merkmale :
- Eigenständige Existenzsicherung, gleiche Wertschätzung und Bezahlung der beruflichen Qualifikationen und Kompetenzen von Frauen und Männern,
- Optionen für beide Geschlechter auf eine von der Gesellschaft unterstützte Unterbrechung der Erwerbstätigkeit oder Verkürzung der Arbeitszeit für Kindererziehung, Pflege und Weiterbildung und Anreize, dass diese Optionen von Frauen und Männern genutzt werden,
- Wahlmöglichkeiten für unterschiedliche Lebensentwürfe.
Die 26. GFMK befasst sich nun, 5 Jahre später, mit der Frage, ob dieses Leitbild auch für die kommende Generation noch zeitgemäß ist. Entspricht es noch dem, was junge Leute heute von ihrer Zukunft erwarten?
Zahlreiche Studien haben in den letzten Jahren die Wünsche und Vorstellungen junger Frauen und Männer untersucht. Sie haben aber auch belegt, wie sehr Wunsch und Wirklichkeit auseinanderklaffen.

2. Wünsche und Vorstellungen
2.1 Wunsch nach stabilen sozialen Beziehungen
Dieser Themenkomplex war im gutachten zum Ersten Gleichstellungsbericht nicht untersucht worden, spielt aber in aktuellen Studien eine wichtige Rolle, so dass er in einer zukunftsorientierten Abbildung der Wünsche junger Menschen nicht fehlen darf. Verschiedene Studien belegen, dass junge Frauen und Männer ihre Zukunft im Zusammenleben mit anderen Menschen sehen.
- Weit mehr als die Hälfte junger Menschen möchte nicht allein leben. 70 % der Mädchen und jungen Frauen zwischen 12 und 25 Jahren (und 57 % der Jungen und jungen Männer in dieser Altersklasse) glauben, dass man eine Familie braucht, um glücklich zu sein.
- Einen eigenen Kinderwunsch äußern 69 % der jungen Frauen und 60 % der jungen Männer. Verständlich ist, dass in Ostdeutschland 70 % der Befragten einen Kinderwunsch äußern, im Westen sind es nur 63 % der Jugendlichen insgesamt.
- Gleichzeitig stehen sowohl bei den Mädchen und jungen Frauen als auch bei den Jungen und jungen Männern die Werte „Gute Freunde haben, die einen anerkennen; Einen Partner haben, dem man vertrauen kann.“ mit über 80 % Zustimmung an erster Stelle.
- Lesbische, schwule, bisexuelle, trans* und queere Jugendliche haben dieselben Lebensträume und möchten die gleichen Chancen und Rechte diese zu verwirklichen, wie andere Gleichaltrige auch. Sie möchten später in Beziehungen Verantwortung füreinander übernehmen oder eine Familie gründen können.
- Ein weiter Familienbegriff – unabhängig von der sogenannten klassischen Ehe – ist anerkannt: Nahezu 100 % der 20- bis 39-Jährigen stimmen zu, dass Familie da ist, wo Kinder sind. Egal wie und ob die Eltern zusammenleben: verheiratet oder nicht, heterosexuell oder homosexuell, Patchworkfamilie oder alleinerziehend.

2.2 Wunsch nach eigenständiger Existenzsicherung
Dass Frauen erwerbstätig sind, ist heute selbstverständlich. Frauen wollen aber nicht nur „Zuverdienerin“ sein, sondern finanziell unabhängig. Bereits 2007 stimmten 89 % der befragten Frauen der Aussage zu, dass es für Frauen wichtig ist, „auf eigenen Beinen zu stehen“, 2012 waren es bereits 96 %; selbst 89 % der befragten Männer sagen 2012, dass Frauen ihre finanzielle Unabhängigkeit wichtig ist (2007: 70 %), finanzielle Unabhängigkeit wird als selbstverständlich angesehen.

2.3 Wunsch nach einer guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Der Wunsch nach einer eigenen Familie besteht also, rückt aber am Beginn von Ausbildung, Studium und beruflicher Karriere in den Vorstellungen junger Leute zunächst in den Hintergrund. Es gibt Hinweise darauf, dass der Eindruck, es fehle an gesellschaftlichem Respekt und Offenheit gegenüber der Lebensform Familie mit Kindern, Grund für die Modifizierung dieses Wunsches ist. Die Einschätzung ist, dass vor allem ein guter Job Anerkennung bringt. Neben langen Ausbildungen, prekären Beschäftigungsverhältnissen oder dem Wunsch nach einem individuellen Lebensentwurf kann die Angst vor Vereinbarkeitsproblemen dazu beitragen, dass das durchschnittliche Alter junger Eltern höher ist als es sich junge Menschen (lt. Forsa-Umfrage für die Zeitschrift Eltern) wünschen.

2.4 Wunsch nach gleichberechtigtem Zusammenleben
Die Mehrzahl der jungen Frauen und Männer wünscht sich heute keine traditionelle Rollenaufteilung mehr, sondern vielmehr einen gelungenen Ausgleich zwischen Beruf und Familie. 94 % der befragten Frauen gehen davon aus, dass sie zum Familieneinkommen beitragen. Nur 1 % der befragten 21- bis 34-jährigen Frauen sieht sich als Alleinverdienerin. 62 % wünschen sich einen gelungenen Ausgleich zwischen Beruf und Familie. Das sieht die Mehrheit der Männer ähnlich. Allerdings fühlen sich immer noch 19,4 % der Männer für die Existenzsicherung der Familie zuständig und sehen die Verantwortung für Haushalt und Kinder allein bei ihrer Partnerin.

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3. Wunsch trifft auf Wirklichkeit
Studien belegen, dass die von den jungen Frauen und Männern geäußerten Wünsche und Vorstellungen für ihre Zukunft in der Praxis vielfach nicht gelebt werden – oder nicht gelebt werden können. Mit der Familiengründung einher geht häufig eine Re-Traditionalisierung oder ein „Realitätsschock“:
- Beim Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf klaffen Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander: 60 % der Paare mit Kindern unter drei Jahren wollen, dass beide Elternteile arbeiten gehen und sich die Familienaufgaben teilen, nur 14 % tun dies auch.
- Die Geburt eines Kindes bedeutet einen wichtigen Abschnitt im Leben von Müttern und Vätern. Sie bedeutet aber auch die Neuverhandlung der Aufgabenteilung innerhalb der Partnerschaft und führt meist zu einem Rückfall in die klassische Rollenteilung. Auch bei den Paaren, die sich bis zu diesem Zeitpunkt Erwerbs- und Hausarbeit geteilt haben, reduziert in der Regel die Frau die Arbeitszeit oder scheidet zumindest vorübergehend aus dem Erwerbsleben aus. Die Familiengründung erzeugt noch immer den Reflex, dass der Mann sich in der Aufgabe des Familienernährers sieht. Männer ohne Kinder sind zu 80 % vollzeiterwerbstätig, mit Kindern zu 90 %. Bei Frauen ist es umgekehrt: Der Anteil der Vollerwerbstätigen verkürzt sich stark. Dabei ist der Grad der Reduzierung der Erwerbstätigkeit in Ost- und Westdeutschland sehr unterschiedlich. In Westdeutschland sind Frauen bis 40 Jahre ohne Kinder zu 77 % vollzeiterwerbstätig, in Ostdeutschland zu 73 %. In der gleichen Altersgruppe, aber mit Kindern, sind es im Westen nur noch 17 %, im Osten 40 %.
- Elternzeit für Väter wird inzwischen vermehrt in Anspruch genommen. Insgesamt haben von den Eltern mit Kindern unter 6 Jahren 76 % der Mütter und 23 % der Väter ihre Berufstätigkeit zur Kinderbetreuung unterbrochen.
- Allerdings entschieden sich laut Mitteilung des statistischen Bundesamtes nahezu 80 % der Väter, die Elterngeld beziehen, für die zweimonatige Mindestbezugsdauer. Der Bundesdurchschnitt lag bei 3,1 Monaten; zwei Jahre zuvor waren es noch 3,3 Monate.
- Die zu Beginn der Elternschaft gewählte Aufgabenverteilung hat präjudizierenden Charakter. Frauen, die zunächst Elternzeit genommen haben und danach Teilzeit ar-beiten und daher mehr Aufgaben im Haushalt übernehmen, erledigen diese auch noch, wenn die Kinder älter und sie wieder Vollzeit berufstätig sind. Väter, die in der Elternzeit wegen der wiederaufgenommenen Berufstätigkeit der Frau Hauptverantwortliche für Kinderbetreuung und Haushalt sind, nehmen auch nach der Elternzeit ei-nen höheren Anteil an Betreuungsaufgaben (aber nicht an den Hausarbeiten) wahr.

4. Künftige Handlungs- und Diskussionsfelder
Bei der Analyse, warum es zu (z.T. erheblichen) Diskrepanzen zwischen Ansprüchen/Wünschen junger Frauen und Männer und der Realität kommt, lassen sich einige zentrale Handlungsfelder herausfiltern.

4.1 Arbeitsmarkt
Der deutsche Arbeitsmarkt weist Asymmetrien und Disparitäten zu Lasten von Frauen auf. Die GFMK hat bereits seit vielen Jahren Vorschläge für ihren Abbau gemacht. Trotzdem ist die Situation noch nicht zufriedenstellend:
Die Erwerbstätigkeit von Frauen ist in den letzten Jahren zwar auf 71,5 % gestiegen, der Ab-stand zu den Männern beträgt aber nach wie vor rund 10 % . Frauen mit Migrationshinter-grund beteiligen sich noch weniger am Arbeitsmarkt und sind darüber hinaus doppelt so häu-fig arbeitslos wie Frauen ohne Migrationshintergrund. Immerhin sind 61 % der Mütter mit Kindern unter 18 Jahren erwerbstätig, jedoch 84 % der Väter. Deutliche Unterschiede gibt es zwischen West- und Ostdeutschland. So sind Mütter in Ostdeutschland mit Krippenkindern zu 36 % aktiv erwerbstätig, Westmütter zu 30 % .

Viele Frauen können von ihrer Erwerbsarbeit nicht selbstständig leben. Das hat unterschiedliche Ursachen, die zum Teil Ergebnis individueller Entscheidungen und Aushandlungsprozesse, zum Teil aber auch struktureller Benachteiligungen sind.

Die Berufsfindung von Frauen ist geprägt von jahrzehntealten Rollenstereotypen und wird heute noch von Eltern, Bildungsinstitutionen, dem persönlichen Umfeld von Mädchen und jungen Frauen, den Bildern im öffentlichen Raum und auch von Unternehmenskulturen reproduziert.

Junge Frauen haben heute i.d.R. bessere Schul- und Studienabschlüsse vorzuweisen. Dieses findet aber keine Entsprechung in der Berufsfindung oder im Berufseinstieg.
Auch 2014 wurden die meisten Ausbildungsverträge mit weiblichen Auszubildenden in den Berufen Kauffrau für Büromanagement, Verkäuferin, Kauffrau im Einzelhandel, Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte sowie Industriekauffrau abgeschlossen. Bei den jungen Männern rangieren KFZ-Mechatroniker, Industriemechaniker, Kaufmann im Einzelhandel, Elektroniker und der Anlagemechaniker Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik auf den ersten Plätzen.

Auch die Berufsfelder Erziehung, Hauswirtschaft, Gesundheit und Pflege sind weiblich dominiert (z.B. Beschäftigte in ambulanter Pflege: 88 %; in Pflegeheimen 85 %) . Hier bedarf es dringend einer Aufwertung der Pflegeberufe und Steigerung ihrer Attraktivität, die sich auch in besserer Bezahlung niederschlägt. Mit den Angeboten hochschulischer Ausbildung auf Bachelor- und Masterniveau, die eine Steigerung der Attraktivität und einen Kompetenzzuwachs für die Pflegeberufe bewirkt, ist dafür ein Anfang gemacht. Die Arbeit in Pflegeberufen hat die GFMK in der Vergangenheit immer wieder beschäftigt. Zur diskriminierungsfreien Bewertung der Arbeit in der Pflegebranche wird auf die diversen Beschlüsse der GFMK verwiesen.

Die GFMK hält es nach wie vor für unverzichtbar, junge Frauen über die Risiken und Chan-cen ihrer Berufswahl aufzuklären und dazu beizutragen, dass sich ihr Berufswahlspektrum erweitert. Der Girls‘ Day konnte in der Vergangenheit dazu beitragen, das Bewusstsein junger Mädchen für das Thema geschlechtsspezifische Berufswahl zu schärfen. Seiner ursprüngli-chen Intention des Kennenlernens frauenuntypischer Berufe wird er heute nicht mehr überall gerecht. Die GFMK wird daher in den nächsten Jahren der Frage nachgehen, ob eine Schärfung des Profils des Girls‘ Days oder andere Ansätze noch wirksamer sein können, das Be-rufswahlspektrum für Frauen zu erweitern und über die lebenslangen Auswirkungen der Be-rufswahl aufzuklären.

Frauen insbesondere mit Kindern „wählen“ aufgrund von gesellschaftlichen Traditionen und Leitbildern, aber auch aufgrund von gesetzlichen Regelungen (z. B. Minijobs, Ehegattensplit-ting) überproportional mehr Minijobs oder sozialversicherungspflichtige Teilzeitarbeit. Ihr Ar-beitsvolumen hat sich deswegen trotz der gestiegenen Erwerbsbeteiligung kaum erhöht. Wäh-rend in Deutschland Mütter mit Kindern zu 70 % teilzeitig arbeiten, sind es bei den Vätern le-diglich 6 %. Auch hier zeigt sich ein historisch-gesellschaftlich begründeter Unterschied zwi-schen Ostmüttern, die zu 49 % Teilzeitarbeit ausübten und Westmüttern, die eine Teilzeitquote von 75 % aufweisen.
Aktuellen Zahlen der Minijobzentrale zum 31.03.2015 zufolge gab es im Bundesgebiet 6,84 Mio. Minijobbende, davon über 60 % Frauen. Allein sind Minijobs nicht ausreichend für den eigenen Lebensunterhalt. Die zu entrichtenden Rentenbeiträge sind nicht geeignet, ein eigenes ausreichendes Alterseinkommen aufzubauen. Das gutachten zum Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung hat gezeigt, dass die Alterseinkünfte der Frauen aus der gesetzlichen Rentenversicherung nur 48 % (West) bzw. 68 % (Ost) der gesetzlichen Altersbezüge der Männer betragen (Gender Pension Gap).
Die GFMK verweist auf die besorgniserregende Tatsache, dass die 2013 eingeführte Rentenversicherungspflicht für geringfügig Beschäftigte durch Befreiungsmöglichkeiten und ent-sprechende Anträge umgangen wird.

4.2 Ansätze für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
4.2.1 Elternzeit
Die neuen Regelungen rund um das ElterngeldPlus – mit Partnerschaftsbonus und der flexiblen Elternzeit – stellen aus Sicht der GFMK einen wichtigen Schritt in Richtung einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf dar. Vor allem für Frauen ist eine paritätische Aufteilung der Elternzeit ökonomisch sinnvoll, denn eine wesentliche Ursache des Gender Pay Gaps (Verdienstunterschied von Frauen und Männern) sind lange familienbedingte Unterbrechun-gen. Vermutet wird, dass die Inanspruchnahme von Elternzeit durch Väter auch Auswirkun-gen auf die späteren Arbeitszeitpräferenzen hat. Noch immer sind jedoch die Durchschnitts-zeiten der Inanspruchnahme bei Vätern deutlich geringer als diejenigen der Mütter. Die Eva-luation des neu eingeführten ElterngeldPlus bleibt abzuwarten. Wenn sich herausstellt, dass sich nach dessen Einführung die Abwesenheits- und Teilzeitarbeitszeiten für Mütter gravie-rend verringern, wäre der Ansatz auszubauen.
Darüber hinaus wird die GFMK in den kommenden Jahren einen zweiten Ansatz verfolgen. Die spätere Beteiligung der Väter an der Kinderbetreuung ist vor allem dann bedeutend er-höht, wenn diese die Elternzeit alleinverantwortlich wahrgenommen hatten. Es ist daher zu prüfen, ob neben dem partnerschaftlichen Erziehungsmodell auch die Alleinverantwortung des Vaters mit zusätzlicher Elternzeit honoriert wird. Um den Wunsch junger Frauen nach einer gerechten partnerschaftlichen Aufteilung von familiären Aufgaben zu unterstützen, hält die GFMK die Weiterentwicklung des aktuellen Elternzeit-Modells für notwendig.

4.2.2 Erziehung und Pflege
Die Arbeit am Menschen wird traditionell noch immer als weibliche Kulturaufgabe betrachtet. Es entscheiden sich deutlich mehr Frauen als Männer dafür, unbezahlte Pflege- und Betreuungsaufgaben zulasten ihrer Berufstätigkeit, ihrer Gesundheit und ihrer Freizeit zu übernehmen. Männer beteiligen sich zwar an den Hausarbeiten, jedoch in deutlich geringerem Maße; bei Erziehung und Pflege überlassen sie dies zu ca. 80 % den Frauen . Die GFMK setzt sich daher für eine Förderung der Betreuung von Angehörigen ein, die die Beteiligung der Männer ausdrücklich einfordert.

Alleinerziehende Mütter mit kleinen Kindern sind am seltensten erwerbstätig. Ihre Erwerbstäti-genquote betrug 2013 26 %. Bei nicht verheirateten Frauen, die in einer Paarbeziehung ohne Trauschein lebten, betrug die Erwerbstätigenquote 35 % und bei den Ehefrauen 31 %. Die 25. GFMK von 2015 hat sich bereits zu der stärkeren Berücksichtigung sich verändernder Lebensformen in Familien- und Steuerpolitik positioniert.

4.2.3 Gleichstellungsgerechte Steuermodelle
Die Sachverständigenkommission zum Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung hat bereits 2011 festgestellt, dass das Steuerrecht Fehlanreize liefert, die einer eigenständigen Existenzsicherung von Frauen entgegenstehen und die Retraditionalisierung fördern.
Die GFMK wird sich nach Vorliegen des gutachtens der Sachverständigenkommission zum Zweiten Gleichstellungsbericht mit den Möglichkeiten und Risiken einer Steuerreform ein-schließlich der obligatorischen Einführung des Faktorverfahrens befassen.

4.3 Gewalt
Alle Auswertungen der sog. Müller/Schröttle-Studie von 2004 im Auftrag des BMFSFJ und anderer Studien deuten darauf hin, dass Frauen der jüngeren und mittleren Altersgruppen häufiger von körperlicher und/oder sexueller Gewalt durch Partner betroffen sind als ältere Frauen. Sie erlebten zudem häufiger schwere Ausprägungen von körperlicher und sexueller Gewalt durch Partner. Dies trifft analog auch für die Altersgruppenzusammensetzung der Gewalt ausübenden Partner zu.
Körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch den aktuellen Partner gaben 18 % der unter 25-jährigen, 13 - 14 % der 25- bis 54-jährigen und 10 - 12 % der ab 55-jährigen Frauen an; die ab 75-jährigen Frauen berichteten kaum noch über körperliche/sexuelle Gewalt durch den aktu-ellen Partner.

Eine unangenehme Berührung, körperliche Gewalt oder der offene Zwang zu sexuellen Handlungen: Gewalt gegen Frauen kann sich in den unterschiedlichsten Formen äußern. Überdurchschnittlich häufig machen junge Frauen Erfahrungen mit sexueller Belästigung. Polizeiliche Interventionsbefugnisse bei häuslicher Gewalt sowie das Gewaltschutzkonzept sind in Deutschland mittlerweile seit 15 Jahren in Kraft.

Das Kernprinzip ist: Der Täter geht, damit die Opfer nicht auch noch mit einem Ortswechsel belastet werden.
Dieses grundsätzliche Vorgehen ist menschenrechtsbasiert und liegt auch der Istanbul Konvention zugrunde. Diese Handlungsleitlinie ist in Deutschland noch nicht ratifiziert und wird auch nicht für alle von Gewalt Betroffenen umgesetzt.

Ziel der GFMK muss es sein, dass der Zugang zum Hilfesystem für alle Frauen in Deutsch-land sichergestelllt ist, unabhängig von ihrer Herkunft oder eventuellen psychischen oder physischen Einschränkungen.

5. Fazit
Die Erkenntnisse über die Erwartungen und Wünsche junger Leute und über die Schwierigkeiten, auf die sie bei ihrer Verwirklichung stoßen, zeigen zweierlei:
Zum einen ist festzustellen, dass das fortgesetzte Bemühen um die Gleichstellung Wirkungen gezeigt hat: In den Erwartungen junger Leute an die Zukunft wird überwiegend ein gleichstellungsorientiertes Rollenbild mit selbstverständlicher Beteiligung der Männer an den Care-Aufgaben beschrieben.
Zum anderen zeigt sich, dass das Leitbild der GFMK über eine geschlechtergerechte Gesell-schaft zeitgemäß ist. Die von der GFMK verfolgten Ansätze sind auch heute noch aktuell. Ihre Weiterentwicklung liegt im Interesse gerade der jungen Leute. Die beschriebenen Hand-lungsansätze sind allerdings den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und Veränderun-gen anzupassen. Neue Arbeitsformen wie Arbeit 4.0, stärkere Flexibilisierung, Globalisierung und Prekarisierung der Arbeitswelt, zunehmende Selbständigkeit und Scheinselbständigkeit haben in den ausgewerteten Studien noch keine entscheidende Rolle gespielt, sind aber in der Zukunft vermehrt zu berücksichtigen.



 


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